2 Philipp Wilhelm Wernher

Deutsche Nationalversammlung

1848

Wir schreiben das Jahr 1848. Deutschland besteht aus lauter souveränen Einzelstaaten, alle regiert von unterschiedlichen Fürsten, Königen und Regenten. Diese haben sich zwar im Deutschen Bund zusammengeschlossen, doch jeder Herrscher bestimmt selbst über sein Volk, gerade so, wie es ihm gefällt. Bürger- oder gar Menschenrechte? Fehlanzeigen. Meinungs- oder Pressefreiheit? Nein, darum kümmern sich die Zensurbehörden! Wer aufmuckt, ist weg vom Fenster – ohne öffentlichen Prozess, aber dafür ohne großes Aufsehen.

Doch es regt sich Widerstand im Volk. In immer mehr deutschen Staaten kommt es zu Aufständen. Die Untertanen gehen erst auf die Straße, dann auf die Barrikaden. Im März 1848 schließlich brennt die Luft über ganz Deutschland. Auch hier in Nierstein. Die „Märzrevolution“ ist in vollem Gange.

Und das Aufbegehren zeigt Wirkung: Keine 50 Kilometer von hier, in Frankfurt, darf zum ersten Mal ein frei gewähltes, gesamtdeutsches Parlament zusammenkommen, um darüber zu entscheiden wie Deutschland künftig aussehen soll: Die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche.

Einer der Abgeordneten ist der Niersteiner Gutsbesitzer Philipp Wilhelm Wernher, ein etwas verschrobener Typ, der sich gerne als Landmann stilisiert, aber doch stets gute Ideen einbringt. Ihm sind als Rheinhesse die Freiheiten wichtig, die einst die Franzosen hierher gebrachten hatten. Und so arbeitet Wernher mit an der ersten gesamtdeutschen Verfassung. Diese soll den Bürgern erstmals umfassende Rechte geben: Die Freiheit der Person ist unverletzlich. Alle Menschen sind vor Gericht gleich. Die Aufhebung des Adelsstands. Abschaffung von Todesstrafe und Folter. Meinungsfreiheit und die Freiheit der Wissenschaft. Versammlungsfreiheit. Glaubensfreiheit. Alles das sind Grundrechte, die heute selbstverständlich sind, sogar im Grundgesetz stehen, damals aber revolutionär waren.

Der Niersteiner Philipp Wilhelm Wernher sprach sich wie die Mehrheit der Versammlung für eine konstitutionelle Monarchie aus. In einem geeinten Deutschland. Zwar mit einem Kaiser als Oberhaupt, aber auch einem Parlament mit frei gewählten Volksvertretern. Die Revolution scheint am Ziel! Was aber sagten die Landesfürsten dazu? Naja, der preußische König Friedrich Wilhelm IV. sagte zum Beispiel: „Das Volk ist mir zum Kotzen.“

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