„Gegen Demokraten helfen nur Soldaten!“, befand Preußens König Friedrich Wilhelm IV. im Jahr 1849 und machte seine Worte sogleich wahr. Wie vielen anderen Fürsten und Königen der deutschen Einzelstaaten gingen ihm die Pläne der Frankfurter Nationalversammlung, von denen wir an unserer vorherigen Station am Haxthäuser Hof berichtet haben, zu weit. Die Staaten orderten nach und nach ihre Abgeordneten aus Frankfurt zurück und lehnten die gerade verfasste, erste moderne demokratische deutsche Verfassung ab. Denn diese hätte das Aus ihrer Fürstentümer und damit auch ihrer Macht bedeutet.
Doch viele Bürger wollten noch immer nicht klein bei geben. Auch nicht der hier lebende Weinhändler Jakob Bittong. Er war Vorsitzender des hisigen „Lesevereins“ – einem Zusammenschluss, der sich der Bildung verschrieben hatte und in dem zu jener Zeit vor allem Politik diskutiert wurde. Jakob Bittong berief eine Bürgerversammlung im Gelben Haus ein, dem Quartier des Lesevereins in der Rheinalle 60, und rief dort zur Gründung einer Bürgerwehr auf. Diese solle die Ideen und Ideale der gerade gescheiterten Verfassung doch noch gegen die Fürsten durchsetzen.
Nur wenige Tage später machte er sich mit 15 weiteren Niersteinern auf den Weg Richtung Wörrstadt und Kirchheimbolanden, um dort am Pfälzischen Aufstand gegen den Bayerischen König teilzunehmen, der in dieser Gegend damals noch das Sagen hatte. Doch als der Bayerische König schließlich in Preußen um Militärhilfe bat, war das Schicksal der Revolutionäre besiegelt.
Zwar hatten sich einige tausend militante Bürger zusammengefunden, doch den fast 20.000 ausgebildeten preußischen Soldaten hatten sie wenig entgegenzusetzen.
Am 17. Juni 1849 waren die Aufständischen besiegt. In der Folgezeit wurden in der Pfalz 333 Prozesse wegen Hochverrats und Rebellion geführt. Der Niersteiner Jakob Bittong hatte Glück. Er wurde freigesprochen, viele seiner Mitstreiter aber bezahlten ihren Einsatz mit dem Leben. Deutschlandweit wurden tausende Demokraten und Liberale verhaftet oder hingerichtet. Noch mehr verließen ihre Heimat, flohen zum Beispiel nach Amerika.
Dennoch war der Kampf um die Paulskirchenverfassung nicht vergebens. Sie gilt als Vorbild für die Weimarer Verfassung, die uns an der nächsten Station begegnet. Auf geht’s zum Marktplatz: zum Paläontologischen Museum! Die Karte unten zeigt, wo es lang geht.